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Es werden Posts vom Dezember, 2014 angezeigt.

Das Hohelied der Asymmetrie

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Eines meiner Lieblingsthemen. Oft ist sie zu sehen und hat insbesondere in der traditionellen Kultur ihren festen Platz, was auch heißt, dass es schwer ist Menschen zu finden, die mir meine bohrenden Fragen beantworten können. Heute aber war wieder so eine erhebende Chinesischstunde, mit vielen langersehnten Antworten! Alle sind noch nicht geklärt, doch möchte ich mir die ganzen gesammelten Beispiele endlich vom Herzen posten. Außerdem ist es ein guter Angelpunkt für die noch kommenden endlosen Fotoreihen mit verwandten Themen. Vorab: bevor ihr den Schluss lest, würde ich gern von Euch wissen, an was Euch diese Muster erinnern, bzw. was ihr denkt wovon sie inspiriert sind und welche Worte ihr wählen würdet, um sie zu beschreiben. Mich hat der chinesische Denkansatz verblüfft. Das erste Mal habe ich von der Liebe zur Asymmetrie in einem Buch über chinesische Kalligraphie erfahren, das mich darauf hinwies, dass zwei gleiche Elemente innerhalb eines Zeichens immer absichtlic

Amoy oder Xiamen?

Hier meine Übersetzung eines Textes von Dr. William N. Brown, einem Kollegen aus der Universität, der diese Frage in seinem Buch „Amoy Magic – A Guide to Xiamen“ sehr unterhaltsam beantwortet hat. Er dient mir immer wieder als Inspiration und Argument, wenn ich all die anderen „veralteten Begriffe“ für Städte und Dinge aus Asien benutze wie „Mukden“ statt Shenyang, „Szetschuan“ statt Sichuan, „Sun Yatsen“ statt Sun Zhongshan, „I-Ging“ statt Yijing u.v.a.m. mit denen ich oft die hochgezogene Augenbraue ernte. Das Original befindet sich hier .  Vorab: "x" spricht man ungefähr wie "ch" in "ich" aus oder für Freunde des IPA: [ɕjâmə̌n]. Warum Amoy? Nach einer Vorlesung vor dreihundert Studenten in Zhangzhou (einer kleineren Stadt weiter im Inland der Provinz, Anm.d.Ü.) sprang ein Jugendlicher mich an und forderte „Warum sagen Sie ‚Amoy‘? Warum nicht ‚Xiamen‘? Na? Na?“ Und er durchbohrte mich mit dem Blick eines Rotgardisten, der drauf und dran wa

Taiwan - China ohne Probleme

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Etwas mehr als zehn Jahre ist es nun her, dass ich zum ersten Mal Asien betreten habe. Es war die Erfüllung eines Traumes. Auf nach Taiwan für ein Jahr, jippie! Sicherlich wusste ich, dass Taiwan die Republik und nicht die Volksrepublik China war und kannte auch die wichtigsten Kenngrößen: polynesische Urbevölkerung, dann Portugiesen und Niederländer, japanische Besetzung, Kuomintang, Tschiang Kai Schek, Verlust des UN-Sitzes, Sicherheitsabkommen mit den USA etc. pp. und für einen gehörigen Kulturschock bei der Rückkehr nach Deutschland hat die asiatische Konditionierung des Aufenthalts schon gereicht, aber erst als ich jetzt diesen Oktober meinen zweiten Besuch auf der Ilha Formosa, der schönen Insel, wie die Portugiesen sie bei ihrer Ankunft nannten, antrat, überwältigten mich die Unterschiede. Von ihnen, weiteren Eindrücken und einigen Erinnerungen möchte ich Euch nun erzählen. Als erstes – eingeschlagen wie eine Bombe – der vermischte Duft von Motorrollerabgasen und Sandel

Pimp My Ride

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Ihr Lieben! Es gibt sie in allen Formen und Farben, mal sind sie getarnt als Fahrrad, mal aufgemotzt wie ein Scooter oder bunt und kleinrädrig wie ein Spielgerät, von ganz mini bis hin zum großen Müllentsorgungsdreirad; sie sind   bepackt mit Wasserspendertonen, Gasbuddeln, Recyclingmaterial, Briefen und Paketen, Fressalien oder gar Kindern: die E-krads, die vom Blitz bewegten Wägen, die Diänn-dung-Tschöös vulgo E-bikes. Es heißt ein Dekret der fortschrittlichen Stadt Amoy besage, dass auf der Insel keine benzinbetriebenen Mopeds fahren dürfen zum Zwecke der Verbesserung der Luftqualität. Da motorbetriebene Fortbewegungsmittel zusätzlich noch genehmigungspflichtig sind und nicht jeder eine solche hat, sind kurzerhand Pedale angebracht, die es somit gesetzlich zum „Fahrrad“ machen und ein Schlupfloch den genehmigungslosen Schlumis gewährt. Und so sieht man sie nun überall vorzugsweise gegen die Fahrtrichtung rasen, sich durch die kleinen Wege der dicht bebauten Wohnviertel schlä

Suesze Schiete

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Liebe Menschen! Heute dauert es nicht so lange. Ich möchte Euch meine kleine Kuriositätensammlung vorstellen. Wenn ich so durch die Stadt laufe, dann begegnen mir manchmal Dinge, die mich schmunzeln lassen. Bin ich geistesgegenwärtig genug, zücke ich schleunigst das Schlaufon und lichte es ab. Beginnen wir mit der jüngsten Kandidatin, der ich am Samstag im Schreibwarengeschäft begegnet bin. Sie ist der Grund, warum ich diese Anreihung den andern – sagen wir „höherwertigen“ – vorgezogen habe. Ich glaube sie spricht für sich selbst: Es folgt der insiderigste: Hier ist die Beschriftung der Reifen und, dass es eben ein Mountainbike ist, wichtig. Damit auch alle anderen außer BerserkerD (dem dieses Foto gewidmet ist) den Sinn verstehen: ein junger, stark nerdiger, japanischer Mann, der auf seinem All-Terrain-Fahrrad durch Japan kurbelt, sich dabei von Nebenjob zu Nebenjob hangelt und dabei attraktiven Damen begegnet, ist nämlich Gegenstand einer zweideutigen Zeichentrickse

Viertel

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Bevor ich mit weiteren Fotoreihen (alles schon vorbereitet!-) kurioser Exponate Eure wertvolle Zeit verschwenden werde, dachte ich, ich zeige Euch zunächst mal meinen Stadtteil. Die „Inneninsel“, wie die Inselstadt Amoy, die sich auch jenseits der Insel erstreckt, den Teil der Stadt, der Insel ist, die Insel nennt, ist in einen nördlichen und einen südlichen Teil geteilt. Ich wohne im südlichen, ältesten Teil der Stadt, der auf den rührenden Namen „An die Ming denken“ hört, auf Chinesisch kurz:“ ßü Ming“.   Das rührt daher, dass zu Zeiten, als die Ming-Dynastie zur bezopften Nation d.h. von den Mandschu erobert wurde, sich hierher - den fernen Süden - die letzten Reste loyaler Ming-Truppen flüchteten, und von hier aus noch weiter auf mein geliebtes Taiwan, um eines Tages doch noch zum Gegenangriff blasen können; was dann aber nicht mehr stattfand. Hier also, fünf Gehminuten zur Uferpromenade, steht der Fünfunddreißiggeschosser, in dem ich wohne.  Leider schaue ich nicht